Für 2020-21 (das indische Finanzjahr läuft vom 1.4. bis 31.3.) hat die Indienhilfe 8 Projekte bei 8 Partnerorganisationen bewilligt:
Wenn Sie auf den Projekt-Namen klicken, erhalten Sie weitere Infos zum jeweiligen Projekt. Bitte lesen Sie auch uns übergreifendes Konzept zum Thema Kindeswohl.
Partner | Projekt | Gebiet | Betrag | Spenden-Stichwort |
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Adelphi gGmbH Berlin | Trinkwasserprojekt in Chatra | North 24 Parganas | 22.000 € | Trinkwasser Chatra |
DMSC | Aufbau von zwei Sozialzentren für Nachnis und Jhumurs | Purulia | 46.000 € | Kinderrechte Purulia* |
Hijli Inspiration | "Grüne Kommune Chatra - Schwerpunkt Wasser" | Chatra Gram Panchayat, N-24-Parganas | 25.000 € | Trinkwasser Chatra |
KJKS | Kindzentrierte Entwicklung | West Midnapur | 57.000 € | Kinderrechte W. Midnapur |
Lake Gardens | Kinderkrippen für Kinder arbeitender Mütter | Slums in Kalkutta | 23.000 € | Kinderkrippen Kolkata |
Sanchar | Gemeindenahe Rehabilitation behinderter Kinder | Howrah | 41.000 € | CBR Howrah |
Seva Kendra Calcutta (SKC) | Schaffung von Kommunen ohne Kinderarbeit | North 24 Parganas | 43.000 € | Kinderarbeit |
VERS | Fortbildung von Nachhilfelehrern auf dem Land | Projektgebiete SKC und DMSC | 8.000 € | Bildung |
alle Partner | Corona-/Amphan-Nothilfe | abhängig von Extra-Spenden | Corona/Amphan |
GESAMTSUMME 265.000 €
Alle Beträge (außer bei Adelphi und DMSC) beinhalten eine Pauschale von 15 % für:
- Projektplanung
- Monitoring/Impact Assessment/Wirtschaftsprüfer
- Weiterentwicklung
- Partnertraining und Fortbildungen (Capacity Building)
- Vernetzung der Partner-NGOs
- Aufbereitung von Informationen für Spender und Sponsoren
* Das Projekt mit DMSC im Purulia Distrikt wird ausschließlich von RED CHAIRity finanziert. Nähre Informationen erhalten Sie unter email@indienhilfe-herrsching.de
Kurzbeschreibungen der Projekte:
Unsere Spendenaktion für existentiell bedrohte Familien in der Corona-Krise
(Sarah Well-Lipowski)
32.389 € an „Corona-Spenden“ gingen nach dem Juni-Infobrief bei uns ein, der Corona und die Verwüstungen durch den Zyklon Amphan in unseren Projektgebieten zum Thema hatte. Eine großartige Reaktion – wir danken den SpenderInnen von Herzen! Jeder Euro wurde und wird gebraucht. Auch in Indien war die Hilfsbereitschaft groß: NGO-MitarbeiterInnen, Nachbarn, örtliche Vereine spendeten und organisierten die Ausgabe von Lebensmitteln und Hygieneartikeln.
Seit langem überlassen wir Katastrophenhilfe spezialisierten NGOs. Doch in der akuten Ausnahmesituation entschieden wir uns mit den Partnern, die Bedürftigsten in unseren Projekten individuell mit Lebensnotwendigem zu versorgen. Zunächst dachten wir an Sachleistungen, doch zum Glück lief die staatliche Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln schnell an. Weil jedoch der Lockdown vielen Menschen Arbeit und Einkommen geraubt und zusätzlich der Zyklon Amphan in den Dörfern gewütet hatte, fehlte es in vielen Familien an anderer Stelle am Allernötigsten. Die vielfältigen Nöte der einzelnen Familien wurden vor Ort in Gesprächen ermittelt und die meisten Projektpartner entschlossen sich, den Bedürftigsten Geldbeträge bis zu 35 € zu überweisen, so dass sie selbst entscheiden können, wofür sie das Geld ausgeben. An ca. 1.300 Adivasi- und Dalitfamilien, Menschen mit Behinderung oder schweren Krankheiten, alleinerziehende Frauen wurden bisher 17.400 € überwiesen – bevorzugt auf Bankkonten von Frauen, sind diese doch besonders auf das Wohl ihrer Kinder bedacht.
Die Mütter im Slumprojekt Lake Gardens, Kolkata, sprachen sich allerdings gegen die finanzielle Unterstützung aus. Sie baten um Nahrungsmittel für ihre Kinder, weil sie sich nicht in der Lage fühlten, ihre teils alkohol- und spielsüchtigen Männer vom Missbrauch des Geldes abzuhalten. 34 Kinder erhielten bislang regelmäßig Lebensmittelpakete im Wert von insgesamt 850 €.
Die Hilfen gehen weiter. Neben der großen Not aktuell ist auch langfristig mit der Verschärfung bestehender Probleme zu rechnen. Dazu zählen die Zunahme von extremer Armut, Arbeitslosigkeit, Unter- und Mangelernährung von Kindern. Die Schulen sind seit Monaten geschlossen, die Zahl der Schulabbrecher, Kinderarbeiter und Kinderehen steigt an. Häusliche, auch sexualisierte, Gewalt nimmt zu. Unsere Partner setzen alles daran, in dieser Situation für die Kinder und Frauen da zu sein und sie bestmöglich zu unterstützen. Wir werden im Zuge der Projektplanungen für das nächste Jahr gemeinsam nochmal genau schauen, welche Familien weiterhin dringend Unterstützung benötigen.
Corona wirft Projektplanungen über den Haufen – mit den Partnern in Indien um Lösungen ringen
(Sabine Jeschke und Sarah Well-Lipowski)
265.000 Euro hat der Arbeitsausschuss der Indienhilfe am 29. Februar für die Projekte in Indien bewilligt; die Planungen für das neue Projektjahr, das am 1. April 2020 beginnt, laufen auf Hochtouren. Projekt- und Budget-Pläne werden kritisch hin und her diskutiert, überarbeitet und angepasst. Doch dann kommt alles anders: das Corona-Virus breitet sich weltweit rasant aus und stellt das Leben in Deutschland und Indien komplett auf den Kopf. Das, was gestern noch Alltag war, ist von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich; Ausgangsbeschränkungen, Kontaktsperren und weitgehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden von Tag zu Tag strenger. Für uns und unsere indischen Partner ist schnell klar, dass es jetzt mehr denn je unsere Aufgabe ist, für die Menschen in den Projektgebieten, die zu den Ärmsten der Armen gehören, die als Tagelöhner und Wanderarbeiter ihre Existenzgrundlage verloren haben, da zu sein, sie über die Corona-Pandemie und die notwendigen Hygiene-Maßnahmen aufzuklären, sie bei der Beantragung staatlicher Hilfsprogramme zu unterstützen und das Wohl der vielen tausend Kinder im Blick zu haben, die besonders unter der Situation leiden und von Mangel- und Unterernährung bedroht sind.
Unsere Partner haben zu Beginn der Pandemie rasch reagiert: in den Dörfern führten sie Aufklärungskampagnen zu den nötigen Hygiene-Maßnahmen durch und sammelten Handy-Kontaktdaten möglichst vieler Familien. Denn nachdem in Indien am 26. März eine der strengsten Ausgangssperren weltweit in Kraft trat, konnten sie nur noch telefonisch mit den Familien Kontakt halten, um zu erfahren, wie es den Kindern geht, die sonst regelmäßig in die Kinderkrippen und Nachhilfezentren kommen, und wo die Not am größten ist. Immer wieder klärten sie in diesen Telefonaten auch über regelmäßiges gründliches Händewaschen mit Seife und den einzuhaltenden Mindestabstand auf.
Das Schicksal der Tagelöhner und Saisonarbeiter bewegt viele Inder. Vielerorts organisierten sie spontan private Hilfsaktionen zur Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die Verteilung war teils chaotisch und willkürlich, wenn den Helfern der Einblick in die örtlichen Strukturen und die Bedürfnisse der einzelnen Menschen fehlte. Damit die Hilfe diejenigen erreichte, die am dringendsten darauf angewiesen waren, halfen Projektmitarbeiter bei der Verteilung wo immer möglich.
Auch die indische Regierung startete sofort Hilfsprogramme für die Menschen unterhalb der Armutsgrenze, vor allem die Ausgabe kostenloser (mengenmäßig jedoch teils unzureichender) Lebensmittel-Rationen. Bei der ersten offiziellen Verteilung von Nahrungsmitteln brach in vielen Dörfern Panik unter den hungernden Menschen aus; in Scharen strömten sie zu den Verteilungsstellen und drängten sich dort, ohne Einhaltung von Schutzabständen und teils handgreiflich. In vielen „unserer“ Dörfer eilten die Projektmitarbeiter der Polizei zu Hilfe. Durch ihre jahrelange Arbeit vor Ort genießen sie das Vertrauen der Dorfbewohner, die wissen, dass die Dorfhelfer für sie da sind und sie wo nötig bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen. So ließ sich die Situation meist beruhigen, die Menschen kehrten mit einer Wartenummer nachhause zurück und kamen erst wieder zur Ausgabestelle, wenn sie an der Reihe waren. Die Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen ist in allen unseren Projekten ein zentraler Punkt und unsere Partnerorganisationen erweisen sich nun auch in der Krise als verlässliche Partner der Behörden. Diese haben die Arbeit der NGOs zu schätzen gelernt und lockern mittlerweile die Ausgangssperren für NGO-Mitarbeiter, die mit einem staatlichen Passierschein ihrer Arbeit in den Dörfern nachgehen dürfen, sofern dies die Regierungsmaßnahmen unterstützt.
Wie überall gibt es auch in den Projektdörfern Menschen, die die Notlage anderer für ihren eigenen Vorteil zu nutzen wissen: Im Dorf Taranipur-52 erfuhren die Dorfbewohner, dass ein bestimmtes Formular binnen 4 Tagen eingereicht werden musste, mit dem Tagelöhner eine einmalige staatliche Unterstützung in Höhe von 1.000 Rupien (ca. 13 Euro) erhalten konnten. Der Andrang war groß und gerade für Tagelöhner, oft kaum des Lesens und Schreibens mächtig, stellte das Ausfüllen eine nahezu unüberwindliche Hürde dar. Dankbar nahmen sie das Angebot des Sohns einer Bezirksabgeordneten an, das Formular gegen eine Gebühr von 15 Rupien für sie auszufüllen und einzureichen. Als der Kinderrechtsarbeiter Piklu Khan, der für unser Projekt zur Abschaffung von Kinderarbeit mit unserem Partner Seva Kendra Calcutta arbeitet, davon erfuhr, mobilisierte er das Kinderschutz-Komitee im Dorf. Es übernahm das Ausfüllen und Einreichen der Formulare kostenlos.
Einen Großteil des Budgets machen in unseren Projekten die Personalkosten aus, überwiegend für die Sozialarbeiter in den oft sehr abgelegenen Projektdörfern. Auch jetzt in der Krise gehen diese Dorfhelfer ihrer Arbeit nach, unter erschwerten Bedingungen und mit anderem Fokus als ursprünglich geplant, aber immer das Wohl der Kinder im Blick. Wöchentlich erhalten wir Arbeitsberichte aller Partner und seit 20. März treffen wir uns fast wöchentlich per Skype mit unserem indischen Experten-Team, den Projekt-Koordinatoren und teils Vertretern des Managements unserer Partner, um uns über die aktuelle Situation in den Projekten auszutauschen, Synergien zu schaffen und gemeinsam Strategien für das weitere Vorgehen zu entwickeln. Dieser Austausch hat Gemeinschaftsgeist und Verbundenheit untereinander gestärkt. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe erstellt derzeit eine Webseite mit hilfreichen Links und lehrreichem oder unterhaltsamem Material für die Kinder und Jugendlichen in Zeiten der Corona-Beschränkungen, wenn das Verlassen der beengten Behausungen nicht erlaubt ist.
Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit bestand in den letzten Wochen darin, zu entscheiden, welche zusätzlichen Maßnahmen wo am dringendsten notwendig sind, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und die bedürftigsten Kinder und ihre Familien in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen – auch wenn wir keine großangelegte Notfallhilfe leisten können. In besonderen Härtefällen versorgen unsere Partner daher sorgfältig ausgewählte Familien (z.B. alleinstehende Mütter) mit Grundnahrungsmitteln (Reis, Linsen, Kartoffeln, Öl) und Hygieneartikeln (Seife und Monatsbinden für Mädchen und Frauen). Der Schwerpunkt liegt – wie bei all unseren Projekten – bei Familien mit Kindern, aber auch alten, alleinstehenden Personen in Not soll geholfen werden. Das Projekt unseres Partners SANCHAR, der sich um Kinder mit Behinderung kümmert, unterstützen wir übergangsweise mit lebenswichtigen, jetzt schwer erhältlichen Medikamenten.
Auch in der Corona-Krise bleiben wir unserem Credo der Hilfe zur Selbsthilfe treu: Unsere Partner stellen Frauen in lokalen Selbsthilfegruppen (SHGs) das Wissen und die Materialien zur Verfügung, um einfache Schutz-Masken zu nähen und Monatsbinden und Seife herzustellen. Außerdem nähen sie Beutel aus Stoffresten, in denen die Nothilfe-Pakete transportiert werden können, und dämmen damit die Flut an Plastikverpackungen ein, die mit der Verteilung von Hilfsgütern einhergeht. Um der drohenden Lebensmittelknappheit entgegenzuwirken, werden wir Küchengärten in all unseren Projekten besonders stark fördern, mit dem erforderlichen Training und der Beschaffung geeigneten Saatguts, damit möglichst viele Familien frisches Gemüse für den Eigenbedarf anbauen können.
Inzwischen planen die Projektpartner ihre Konzepte für die Zeit nach der Ausgangssperre. Hygiene-Maßnahmen und Abstandsregeln werden auch in Indien noch lange Zeit Alltag bleiben. Nun gilt es, die Projektmaßnahmen entsprechend anzupassen, auch wenn die Planungen von großer Unsicherheit begleitet sind, weil behördliche Entscheidungen und Genehmigungen abgewartet werden müssen. Für die nächsten Monate ist Flexibilität gefragt.
Nachtrag: Wie viel Flexibilität, ahnten wir bei Fertigstellung des Artikels nicht. Inzwischen hat am 20. Mai Zyklon Amphan mit bis zu 185 Stundenkilometern und sintflutartigen Regenfällen in all unseren Projektgebieten in Westbengalen immense Zerstörungen angerichtet – eine Katastrophe in der Katastrophe. Nur langsam erreichen uns erste Berichte. Das gesamte Ausmaß der Schäden kann noch nicht erhoben werden, weil fast überall Strom, Kommunikation und Zugangswege ausfallen, ebenso wie die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln. Die Ernte ist vernichtet, Hütten und viele Häuser sind zerstört, Brunnen und Toiletten überschwemmt. Alle verfügbaren Kräfte des indischen Staates einschließlich Armee und lokaler Bevölkerung sind im Einsatz für Räumarbeiten und die Beseitigung der Schäden. Die Lage wird erschwert dadurch, dass fast alle unsere Projekte in „Roten Zonen“ der Corona-Pandemie mit besonders strengen Beschränkungen liegen.
Wir wollen so schnell wie möglich die am schlimmsten Betroffenen mit dem Nötigsten versorgen und ihnen helfen, alles durchzustehen. Ihre Spenden unter dem Stichwort Corona/Amphan werden es möglich machen!
Weitere Informationen zu Corona in Indien und unserer Maßnahmen speziell für Kinder in Zeiten von Corona finden Sie hier:
- Eine der strengsten Ausgangssperren der Welt: Corona-Virus in Indien
- „Wann kommt mein Sanu wieder?“ Wie Kinder in unseren Projekten die Corona-Krise erleben
Seva Kendra Calcutta (SKC) - Auswege aus der Kinderarbeit in Gobindapur
„Die jüngsten Kinder waren acht oder neun Jahre alt. Die Mädchen trugen bis zu zehn Ziegel auf ihren Köpfen, die Jungs hatten wenigstens Schubkarren. Eigentlich sollten sie in einer Schule sitzen, stattdessen müssen sie als Arbeitssklaven schuften, oft um die Schulden ihrer Eltern bei den Fabrikbesitzern abzuarbeiten.“ Karin Degenhart, Lehrerin am Christoph-Probst-Gymnasium Gilching, besuchte im Januar 2018 das Projekt zur Schaffung kinderarbeiterfreier Kommunen unseres Partners SKC. Die Situation im Gobindapur Gram Panchayat (GP) erschütterte die deutschen Besucher zutiefst: über 300 Kinder besuchen dort keine Schule, viele leisten in den umliegenden Ziegeleien körperliche Schwerstarbeit, die ihre Entwicklung nachhaltig schädigt.
Seit 2018 ist das Team um Koordinator Mukul Halder schwerpunktmäßig in Gobindapur aktiv. Der Arbeitsansatz ist zweigleisig: Einerseits kooperiert das Team entsprechend dem Konzept für Kinderschutz der indischen Regierung mit den örtlichen Kinderschutz-Komitees1 und klärt z.B. darüber auf, dass Kinderarbeit illegal ist und jedes Kind ein Recht auf Bildung und die Pflicht zum Schulbesuch hat. Das Projektteam stärkt die Komitees, z.B. durch Schulungen zur Durchsetzung von Kinderrechten und Kinderschutz. Zum anderen unterstützen die Kinderrechtsarbeiter die gefährdeten Schulkinder durch gezielten Förderunterricht, um einen vorzeitigen Schulabbruch zu verhindern.
Schwieriger gestaltet sich die Motivation von bereits arbeitenden Kindern, zur Schule zurückzukehren. Hier sind oft langwierige Gespräche mit den Eltern und Arbeitgebern notwendig. Für die Kinder, die meist Angst vor der Schule haben, werden Motivations-Camps veranstaltet. Dass ihre Arbeit erfolgreich ist, sieht das SKC-Team im Tepul-Mirzapur GP, in dem in den letzten zehn Jahren die Anzahl arbeitender Kinder von über 330 auf 15 reduziert werden konnte.
Spendenstichwort: Kinderarbeit
1 NGOs spielen eine Schlüsselrolle im Konzept. Details in Childline India, A Handbook for Beginners, unter dem Link https://www.childlineindia.org/pdf/Essentials-of-child-protection-Oct%2008.pdf
Lake Gardens: Planung eines neuen Standorts für Kleinkinder-Betreuung
Die Lebensbedingungen in den Slums an Kolkatas Bahngleisen zwischen Dhakuria und Lake Gardens Station sind immer noch bedrückend: dicht an dicht reihen sich Verschläge, in denen Großfamilien auf wenigen Quadratmetern leben; öffentliche Wasserzapfstellen und Toiletten teilen sich mehrere Familien. Deutlich spürt man jedoch Veränderungen: die Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen die staatliche Schule und sind sauber gekleidet. Viele von ihnen haben eine der von uns seit 15 Jahren finanzierten Kinderkrippen unseres Partners Lake Gardens Women & Children Development Centre besucht. Dort wurden sie auf die Schule vorbereitet und ihre Mütter nahmen an Eltern-Fortbildungen z.B. über Hygiene und die Zubereitung nahrhafter gesunder Mahlzeiten, aber auch gewaltfreie Erziehung teil. Durch die tägliche Betreuung ihrer Kleinkinder können jetzt viele Mütter ohne Ängste als Haushaltshilfen in mehreren Familien arbeiten und so ihr Einkommen verbessern. Sie haben den Wert der Kinderkrippe erkannt und die meisten sind nun bereit und in der Lage, einen Beitrag für diese Betreuung zu zahlen.
Unsere Unterstützung eines Projektes (definierte Maßnahmen in einem definierten Gebiet) soll als Katalysator wirken, bis Projekte überflüssig sind oder sich selbst tragen können. So werden wir in diesem Jahr im bisherigen Gebiet die bedürftigsten Kinder auswählen und in nur noch einer Krippe zusammenfassen. Gleichzeitig soll mit der Arbeit zugunsten von Kleinkindern und Müttern in einem anderen Gebiet begonnen werden, das derzeit untersucht wird: voraussichtlich im südlichen Kolkata bei Brace Bridge, wo überwiegend Muslime leben und Frauen in Heimarbeit für die Textilindustrie arbeiten. Unsere indischen Experten und das Team von Lake Gardens sind dabei, die dortige Situation und mögliche Maßnahmen zu analysieren. IH-Mitarbeiterin Sarah Well-Lipowski wird im Rahmen ihrer jährlichen Projektbesuche im Januar das neue Gebiet gemeinsam mit den indischen Kolleg*innen in Augenschein nehmen und bei der Ausarbeitung eines Konzepts unterstützen.
Spendenstichwort: Kinderkrippen
Mathe-Unterricht mit Murmeln – VERS bildet Nachhilfelehrer fort
Wie wecke ich das Interesse am Lernen bei Kindern, für die der Schulbesuch keine Selbstverständlichkeit ist? Wie gestalte ich den Unterricht, um den besonderen Bedürfnissen von „first generation learners“ und ehemaligen Kinderarbeitern gerecht zu werden? Diese Fragen bestimmen die Trainings unseres Partners VERS für die dörflichen Nachhilfelehrer unserer Projektpartner SKC und DMSC, um die Qualität der Bildung für die am stärksten benachteiligten Kinder aus Dalit- und Adivasi-Familien sowie aus der Gruppe der Nachnis und Jhumurs zu verbessern. In praxisorientierten Seminaren lernen die Projektmitarbeiter, mit welchen Unterrichtsmethoden sie Kinder begeistern und von der Notwendigkeit des Schulbesuchs überzeugen können oder wie sie anregende, kindgerechte Unterrichtsmaterialien mit lokal vorhandenen Materialien selbst herstellen können. In Workshops für die Kinder testet VERS, in welchen Fächern sie Wissenslücken zum staatlichen Lehrplan haben, und erstellen gemeinsam mit den Nachhilfelehrern für jedes einzelne Kind einen Plan zum Aufholen des Unterrichtsstoffes.
Auch der Kinderrechts-Aktivist Basudev, verantwortlich für das Lernzentrum im Dorf Duttapara im Gobindapur GP, nimmt an den Schulungen teil. Früher wartete er im Nachhilfezentrum auf die Kinder und ärgerte sich über ihre Unzuverlässigkeit. Im Rahmen der VERS-Fortbildungen überlegt er, wie er diese Kinder zum Lernen motivieren könnte. Anstatt frustriert im Zentrum zu warten, sucht Basudev in den nächsten Wochen aktiv im Dorf nach den Kindern und stellt fest, dass sie ihre freie Zeit am liebsten mit Murmelspielen verbringen. Kurzerhand besorgt er Murmeln und setzt sie fortan im Mathe-Unterricht ein. Den Kindern macht der „Murmel-Mathe-Unterricht“ großen Spaß und sie kommen seither regelmäßig zu Basudevs Nachhilfestunden.
Spendenstichwort: Bildung
Marodierende Elefanten gefährden Schulbesuch - KJKS-Projekt für Kinderrechte im Jhargram-Distrikt
Schmale, rot-staubige Pfade führen durch dichten Dschungel und locker bewaldete Graslandschaften zu den Projektdörfern im Jhargram-Distrikt. Jeden Moment kann ein Elefant aus dem Unterholz brechen, eine inzwischen alltägliche Bedrohung für die Dorfbevölkerung, die ihre Häuser und Äcker immer wieder gegen Elefanten verteidigen muss. Das Schwinden ihres Lebensraums drängt die Dickhäuter auf der Suche nach Nahrung in die Dörfer. Für manchen Bewohner endet solche Auseinandersetzung tödlich, und auch die Elefanten ziehen sich oft mit Verletzungen zurück. Einige Eltern wollen ihre Kinder deshalb nicht mehr auf den gefährlichen Schulweg schicken.1
Die illegale Rodung großer Waldgebiete spitzt nicht nur den Konflikt zwischen Mensch und Elefant zu, sondern beraubt die hier ansässigen Adivasi2, im Jhargram-Distrikt gut ein Drittel der Gesamtbevölkerung, auch ihrer Lebensgrundlage, sei es das Sammeln von Pflanzen und Totholz oder das Züchten von Wildseidenraupen in den Wäldern. Studien zeigen, dass Adivasi den Wald äußerst nachhaltig nutzen und die Artenvielfalt erhalten. Dennoch schränken die staatlichen Forstbehörden das Zutrittsrecht der Adivasi zu den Wäldern zunehmend ein3, während man illegale Rodungen stillschweigend duldet.
Die Diskriminierung der Adivasi ist vielfältig. Sie gehören zu den Ärmsten Indiens, oft unterernährt, mit niedriger Alphabetisierungsrate, was sich bei den Kindern fortsetzt – auch weil die Stammesgemeinschaften eigene Sprachen haben, der Unterricht an den staatlichen Schulen aber auf Bengali stattfindet. Den Eltern fehlt das Wissen, um ihre Kinder in der Schule unterstützen zu können. Kein Wunder, dass es ihnen schwer fällt, dem Unterricht zu folgen; oft brechen sie die Schule vorzeitig ab, um zu arbeiten. Um das zu verhindern, betreibt unser Partner KJKS im Jhargram-Distrikt Lernzentren für rund 700 Schulkinder in 22 Adivasi-Dörfern. Die Kinderrechtsarbeiter, die dort Nachhilfe erteilen, sprechen die lokale Stammessprache und erleichtern den Kindern so das Lernen. Sie arbeiten mit den staatlichen Schulen und ICDS-Zentren4 zusammen, um den Betrieb gemäß Regierungsvorgaben sicherzustellen, aber auch um die Anwesenheit der Lehrkräfte und die Ausgabe der kostenlosen Mittagsmahlzeit zu kontrollieren. Zur kindgerechten Gestaltung der Räume und Unterrichtsmaterialien erarbeiten sie mit Lehrern und Schülern farbenfrohe Schautafeln und interaktives Material, das Spaß am Lernen weckt. Bei Hausbesuchen klären sie die Eltern über die Bedeutung von Bildung auf und überlegen Schutzmaßnahmen, damit sie ihre Kinder trotz der Elefanten zur Schule schicken können. Ziel ist es, dass alle Kinder mindestens die 8. Klasse erfolgreich abschließen.
Durch die Anlage von Schulgärten als Vorbild für Küchengärten bei den Familien wird die Ernährungssituation verbessert. Das frische Gemüse macht das Schulessen abwechslungsreicher und gesünder. In den ärmsten Dörfern erhalten die Kinder zusätzlich morgens einen Energieriegel, damit sie nicht hungrig in der Schule sitzen und sich im Unterricht besser konzentrieren können. Diese Maßnahme würden wir gerne auf ein nahrhafteres Angebot ausweiten, doch fehlt das Geld.
Die Kinderrechtsarbeiter setzen sich im Sinne einer ganzheitlichen kindzentrierten Dorfentwicklung für die Kinderrechte ein, wie Gleichberechtigung von Mädchen und Ächtung von Kinderehen, und ergreifen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung (Gründung von Selbsthilfegruppen und Gewerkschaften, Aufklärung über staatliche Förderprogramme etc.). Wieviel Überzeugungsarbeit nötig ist, um das Vertrauen in die staatlichen Einrichtungen zu stärken, zeigt das Beispiel der Familie Singh: Erst nach vielen Gesprächen waren sie bereit, ihre schwer herzkranke achtjährige Tochter Maju im weit entfernten Kalkutta operieren zu lassen und so ihr Leben zu retten.
Seit kurzem arbeitet das KJKS-Team zusätzlich in einem Fischerdorf im Ost-Midnapur-Distrikt. Die industrielle Überfischung der Meere führt zur Verarmung der hier ansässigen traditionellen Fischer. Auswirkungen des Klimawandels wie häufigere Zyklone machen ihnen zu schaffen. Sie selbst errichteten eine Hütte, die jetzt als Nachhilfezentrum dient,und sind voller Hoffnung auf ein besseres Leben zumindest für ihre Kinder. Auch in den angrenzenden Dörfern wäre großer Bedarf für weitere Zentren. Doch für eine Ausweitung des Projekts brauchen wir zusätzliche Spenden.
Spendenstichwort: Adivasi u. Fischerfamilien
1 Conservation India, 7.10.18 Addressing the Elephant in South Bengal, by Ananda Banerjee: https://www.conservationindia.org/articles/addressing-the-elephant-in-south-bengal
2 indigene Stammesgemeinschaften, s.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Adivasi
3India Today, 7.8.19 https://www.indiatoday.in/news-analysis/story/draft-indian-forest-amendment-bill-2019-arming-state-to-undermine-rights-and-wellbeing-of-tribals-1578054-2019-08-07
4 Integrated Child Development Services, siehe http://icdswb.in
5 Beim indischen “Fest der Bäume” im Juli werden einheimische Bäume gepflanzt, um die Artenvielfalt zu erhalten und den Gedanken des Waldschutzes in Indien zu verbreiten. Die Setzlinge werden von der Regierung an Schulen und NGOs verteilt, die diese in öffentlichen Aktionen einpflanzen.
Sanchar- Unsere Experten für Inklusion und Behindertenarbeit
Sujits Mutter wollte nicht wahrhaben, dass ihr einziger Sohn taub ist. In Tempeln und Moscheen betete sie um ein Wunder. Ein Wunder geschah nicht, aber die Mitarbeiter unseres Partners Sanchar wurden 2016 auf Sujit aufmerksam. In unzähligen Beratungsgesprächen helfen sie der Familie, Sujits Taubheit zu akzeptieren und zu lernen, wie sie ihm zu einem möglichst normalen Leben verhelfen können. Auch mit den Lehrern der staatlichen Grundschule, die Sujit besucht, erarbeitet das Sanchar-Team Methoden, die ihm erlauben, dem Unterricht besser zu folgen. Heute ist Sujit ein fröhlicher neunjähriger Junge, der die indische Gebärdensprache lernt, gerne zur Schule geht und voller Begeisterung an den Kultur- und Sportveranstaltungen von Sanchar teilnimmt, die Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenbringen.
Sujit ist eines von 207 Kindern mit Behinderung, die Sanchar in fünf Kommunen des Panchla Blocks im Howrah Distrikt identifiziert hat. Bei rund 50 Kindern führt Sanchar regelmäßig Hausbesuche durch, bei denen mit den Kindern und ihren Familien therapeutisch gearbeitet wird, um die Kinder nach einem individuellen Förderplan auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten. Daneben organisiert Sanchar Infoveranstaltungen zu staatlichen und anderen Unterstützungsangeboten und hilft bei der Beantragung eines Behindertenausweises, ohne den es keine staatlichen Beihilfen und Hilfsmittel (wie Hörgeräte, Gehhilfen, Prothesen) gibt. Jede Gelegenheit wird zur Sensibilisierung von wichtigen Akteuren genutzt.
Wir wünschen uns, dass alle unsere Partner bei ihrer Arbeit Kinder mit Behinderungen besonders berücksichtigen. Sofern es unsere finanziellen Mittel erlauben, wird Sanchar ab 2020 alle Projektpartner entsprechend fortbilden.
Spendenstichwort: Behindertenarbeit
Neue Perspektiven für Dorftänzerinnen dank der Sozialzentren von DMSC
„Seit frühester Kindheit liebe ich das Tanzen und Singen!“, erzählt Charubala, 60, heute eine bekannte Nachni-Tänzerin aus dem Dorf Senabona. Doch ihr Lebensweg war alles andere als einfach: mit 13 Jahren wird sie das erste Mal verheiratet, an einen Mann, der sie misshandelt und nach zwei Jahren verstößt. Zurück im Elternhaus lässt ihr Vater sie zur Dorftänzerin ausbilden und übergibt sie einem Roshik1, der die Auftritte der Tänzerinnen organisiert und für sie sorgt, aber sexuelle Dienstleistungen verlangt und das Geld kassiert. Charubala verliebt sich in einen anderen Musiker, flieht mit ihm und lebt fortan als seine Zweit-Frau, den Anfeindungen von Erst-Frau und deren Kindern ausgesetzt, und trägt durch ihre Auftritte sporadisch zum Familieneinkommen bei.
Eine positive Wende nimmt ihr Leben vor zwei Jahren, als unser Projektpartner DMSC im Dorf Senabona im Purulia Distrikt das erste Sozialzentrum als Anlaufstelle für Nachni- und Jhumur-Volkstänzerinnen eröffnet. Neben der Kinderkrippe für die Förderung der Kleinsten und dem Nachhilfeunterricht für die Schulkinder bietet DMSC dort eine Sozialberatung an und unterstützt Nachnis und Jhumurs bei der Beantragung von Regierungsprogrammen.
Auch Charubala kommt ins neue Zentrum und findet dort eine Anstellung als Kinderpflegerin. Gleichzeitig unterstützt DMSC sie, staatliche Fördergelder für den Bau eines kleinen Hauses und die von Ministerpräsidentin Mamata Banerjee initiierte monatliche Beihilfe von 1000 Rupien (ca. 13 €) zu erlangen, das anerkannte traditionelle Musikant*innen und Tänzer*innen als Träger kulturellen Erbes unterstützt.2 Durch ihr Gehalt als Kinderpflegerin und die staatlichen Gelder leistet Charubala heute einen wesentlichen Beitrag zum Familieneinkommen, was ihre Stellung in der Familie deutlich verbessert.
Für die Förderung der inzwischen zwei Sozialzentren, in den Dörfern Senabona und Kotshila, von 1.4.2017 bis 31.3.2020 danken wir RED CHAIRity, der weltweit tätigen Hilfsorganisation der XXXLutz-Möbelhäuser, sehr herzlich – wir hätten das sonst finanziell nicht leisten können!
1 weitere Informationen zu den Nachnis, den traditionellen Dorftänzerinnen, finden Sie im Sommerinfo 2016
2 Förderprogramm für Vertreter verschiedener Richtungen von traditioneller Volksmusik Lok Prasar Prakalpo: https://wblpp.in/index.html
Die Bauarbeiten haben begonnen. Sauberes Trinkwasser für Adivasi-Siedlung in Herrschings Partnergemeinde Chatra in Sicht
Während des Besuchs einer kleinen Delegation aus Indien in Herrsching zum fachlichen Austausch Mitte November wurde eine Kleinkläranlage in Rott (Vilgertshofen) mit SBR-Technik (Sequentielle Biologische Reinigung/ Sequential Batch Reaktor) besichtigt. In der Anlage wurde die derzeit dem Stand der Technik entsprechende dezentrale Reinigung von häuslichem Abwasser begutachtet und die Einbindung in den lokalen Wasserkreislauf diskutiert. Dabei war die Wasserqualitätsüberwachung vor Ort von besonderem Interesse für die indische Partnergemeinde Chatra. |
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Im Wasserqualitätslabor der Anlage von li. n. re. Ronjon Chakrabarti (adelphi Berlin), Bgm. Quirin Krötz, der Abwassermeister, der Betreiber der Kläranlage, Nilanjan Saha (adelphi Kolkata), Herr Weiß (Wasserwirtschaftsamt Weilheim), Herr Ashis Biswas (Staatl. Gemeinde-Ingenieur Chatra), Rusha Mitra (IH-Projektkoordination Kolkata), Franziska Kalz (Gem. Herrsching). (©: IH) |
Das Trinkwasser-Projekt Chatra, das wir in Zusammenarbeit mit der adelphi gGmbH Berlin und der Gemeinde Herrsching durchführen, kommt in die entscheidende Phase: Nach Bedarfsanalyse und Machbarkeitsstudie erarbeitete das adelphi-Team die technischen Detailpläne für die MehrStufige Filtrationsanlage (MSF), die sich als nachhaltigste und lokal am besten umsetzbare Methode zur Gewinnung sauberen Trinkwassers aus Oberflächenwasser herausgestellt hatte. Während die Indienhilfe mit adelphi Vor- und Nachbereitung und die nötigen begleitenden Maßnahmen stemmt, wurde der Bau der Anlage als solcher zu einem eigenständigen gemeinschaftlichen Projekt der Partnergemeinden Herrsching und Chatra, finanziert aus Mitteln des Entwicklungsministeriums (BMZ) im Rahmen des Programms NaKoPa – Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte.
Damit engagiert sich die 11.000-Einwohner-Gemeinde Herrsching für das SDG 17 der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) – internationale Solidarität zwischen armen und reichen Ländern, globale Partnerschaft in gegenseitigem Respekt, mit gemeinsam getragenen Werten und gebündelter Kraftanstrengung aller Beteiligten.1
Seit Oktober 2018 erstellte das Projekt-Team die Ausschreibungsunterlagen, wählte ein geeignetes lokales Bauunternehmen aus und einigte sich mit der Gemeinde Chatra auf ein passendes Grundstück. Dem Bau stand eigentlich nichts mehr im Wege – außer den indischen Nationalwahlen, die die Bürokratie des Landes auf Monate zum Stillstand brachten. Trotz zahlreicher Briefe, Telefonate, Vorsprachen, Projekt-Präsentationen bei den Behörden ließ die letzte notwendige schriftliche Genehmigung zur Nutzung des staatlichen Grundstücks auf sich warten. Ende August die erlösende Nachricht: Westbengalens Premierministerin (Regentin über mehr Einwohner als Deutschland sie hat) hat die Freigabe des Grundstücks für den Bau der Wasseraufbereitungsanlage unterschrieben! Nun musste noch das Ende des Monsuns abgewartet werden, bevor vor kurzem mit dem Ausheben des Teiches als erstem Schritt begonnen werden konnte. Weitere interessante Details finden Sie in der Präsentation von Ronjon Chakrabarti bei unserer Mitgliederversammlung auf unserer Website.2
Spendenstichwort: Trinkwasser Chatra
1 https://www.bmz.de/rue/de/international/SDG/index.html
2 https://indienhilfe-herrsching.de/sites/default/files/Dokumente/IH_MV2019_PPT_TrinkwasserChatra_RonjonChakrabarti_12.10.19.pdf
Hijli Inspiration – unser neuer Partner für die Begleitmaßnahmen im Trinkwasserprojekt Chatra
Während im Rahmen des NaKoPa-Projekts Herrsching-Chatra auf die Baugenehmigung gewartet wurde (siehe oben), arbeitete unser neuer Partner Hijli Inspiration bereits intensiv mit den 150 Familien im Ghoshpur Adivasi Para von Chatra. Hijli Inspiration hatte zum 1.10.2018 unseren damaligen Partner DRCSC abgelöst, der die Zusammenarbeit einseitig und kurzfristig aus internen Gründen zum 30.9.18 kündigte. Wir sind sehr froh, mit Hijli Inspiration schnell einen kompetenten Partner gefunden zu haben, der nicht nur die Kontinuität der Aktivitäten lückenlos gewährleisten konnte, sondern auch über weitreichende Erfahrungen im Bereich Trinkwasser & Hygiene sowie in der Zusammenarbeit mit entsprechenden Regierungsstellen verfügt.
Ein Arbeitsschwerpunkt für das Team sind Aufklärungsmaßnahmen zum Thema „sauberes Trinkwasser“. Die Adivasi-Familien verfügen über individuelle Schwengelpumpen, wobei das hochgepumpte Wasser bei den meisten nicht nur mit Arsen, sondern auch mikrobiell verseucht und gesundheitsschädlich ist.
Die Mitarbeiter von Hijli Inspiration klären über die Zusammenhänge auf, wie wichtig sauberes und arsenfreies Trinkwasser zum Kochen und Trinken ist, und sprechen Themen wie persönliche Hygiene und gesunde ausgewogene Ernährung an. Die Familien werden bei der Anlage von chemiefreien Obst- und Gemüsegärten angeleitet und mit Saatgut unterstützt. Inspiration fördert die Gründung von Spar- und Kreditgruppen (Self Help Groups) von Frauen und organisiert Hausaufgabenbetreuung für die Kinder. Gleichzeitig bemühen sie sich um die Aktivierung der Wassernutzergruppe im Adivasi Para und des offiziellen Village Water and Sanitation Committee.
Das Projekt ist eng verknüpft mit der seit 1995 bestehenden Städte-Freundschaft, seit 2005 -Partnerschaft, Herrsching-Chatra, in deren Rahmen das Trinkwasser-Projekt initiiert wurde, und so ist die Begleitung der Partnerschaftsaktivitäten, vor allem auch der Schulpartnerschaften, eine wichtige Aufgabe für das Team.
Spendenstichwort: Nachhaltige Dorfentwicklung